Wie äußert sich Diskriminierung? Wer ist davon betroffen? Welche Auswirkung hat Diskriminierung auf Kinder?

Was ist Diskriminierung?

Von Diskriminierung sprechen wir, wenn Menschen wegen grundlegender Merkmale schlechter als andere behandelt, ausgegrenzt, beleidigt und bedroht oder in ihrer Würde verletzt werden. Es gibt auch Formen von Mehrfachdiskriminierung. Das bedeutet, dass zwei oder mehr Merkmale zusammen kommen und zu einer ganz speziellen Form von Diskriminierungserfahrung führen (→ Intersektionalität). In unserer Gesellschaft wird Diskriminierung durch bestimmte Machtstrukturen und Ideologien gestützt.

Merkmale, aufgrund derer Menschen diskriminiert werdenDazugehörende Machtstrukturen und Ideologien
Geschlecht und GeschlechtsidentitätSexismus, Antifeminismus, Trans*-Feindlichkeit, Inter*-Feindlichkeit
Sexuelle OrientierungHeterosexismus
Rassistische Zuschreibung, ethnische HerkunftRassismus
Soziale HerkunftKlassismus
LebensalterAdultismus, Ageism[1]
ReligionAntisemitismus, Islamfeindlichkeit
Behinderung, chronische ErkrankungAbleismus

Individuell und strukturell

Man unterscheidet individuelle von struktureller Diskriminierung. Individuelle Diskriminierung entsteht durch das Handeln einzelner Personen (z.B.: Ein trans* Junge wird von einer Lehrerin wiederholt mit dem falschen Namen angesprochen). Strukturelle Diskriminierung ist das Ergebnis von gesetzlichen Regelungen oder von ausgrenzenden Abläufen in Einrichtungen, Behörden oder Unternehmen (z.B.: Die Gesetzeslage in Deutschland ist so, dass trans* Menschen nicht unkompliziert und ohne Gerichts-/Begutachtungsprozess ihren Vornamen ändern können). 

Kinder und Diskriminierung

Schon Kinder erfahren Diskriminierung – aufgrund eigener Merkmale (z.B. eigene Transidentität eines Kindes) oder aufgrund der Merkmale ihrer Eltern/Bezugsperson (z.B. Transidentität eines Elternteils).

Sie können Diskriminierung aufgrund tatsächlicher Merkmale (z.B. ein Kind ist als trans* geoutet), aber auch aufgrund zugeschriebener Merkmale (z.B. ein Junge* sucht sich beim Verkleiden einen Rock aus und wird trans*feindlich gehänselt) erfahren.

Diskriminierung ausgesetzt und – im schlimmsten Fall – täglich damit konfrontiert zu sein und dies verarbeiten zu müssen, kostet sehr viel Kraft. Das Erleben von Diskriminierung schadet Kindern konkret. Es kann z.B. bedeuten, dass …

  • ihr Selbstwertgefühl stark beeinträchtigt wird,
  • ihnen Zugehörigkeit, Anschluss und Zuneigung verwehrt wird,
  • ihre Lernmotivation gemindert und ihre Bildungschancen beeinträchtigt werden.

„Das war doch keine Absicht!“

Viele Menschen reagieren, wenn sie auf Diskriminierung angesprochen werden, defensiv oder verletzend. Oft fällt der Satz: „Das war doch keine Absicht!“ Diskriminierung ist Diskriminierung, unabhängig davon, ob sie absichtlich oder unabsichtlich geschehen ist. Worauf es ankommt, ist die Wirkung auf die betroffene Person, die in ihrer Würde verletzt, der Teilhabe verwehrt, die beleidigt oder ausgegrenzt wurde. Ein klärendes, sachliches Gespräch hilft. Dabei geht es nicht darum, „herauszufinden, wer hier Schuld hat“, sondern Verantwortung für das eigene Handeln bzw. die eigenen Worte zu übernehmen – sich mit der Verletzung/Ausgrenzung auseinander zu setzen.

Media: Tipps: Kita-Alltag diskriminierungssensibel gestalten

Die Initiative „KiDs – Kinder vor Diskriminierung schützen!“ veröffentlicht halbjährlich das „KiDs aktuell“ für Eltern/Bezugspersonen und Fachkräfte. Dort werden einzelne Aspekte von pädagogischer Praxis und gelebtem Alltag mit jungen Kindern diskriminierungssensibel beleuchtet, z.B. zum Thema Feste feiern, Bewegungsspiele oder Kinderbücher.

Alle Infobriefe: https://kids.kinderwelten.net/de/Publikationen/#kidsaktuell

Aus unserem Medienkoffer:

  • Olivia Jones (2018): Keine Angst in Andersrum – Eine Geschichte vom anderen Ufer
  • Nathalie Bromberger (2015): Das Anders-Buch

[1] Adultismus bezeichnet die Bevormundung von Kindern durch Erwachsene. Ageism hingegen bezeichnet die Abwertung von Menschen mit hohem Lebensalter (z. B. in der Arbeitswelt); es hat sich noch kein deutschsprachiger Begriff dazu etabliert.