Was bedeutet Intersektionalität? Was hat das mit eigenen Erfahrungen und Einstellungen zu tun?

Intersektionalität – was bedeutet das?

Intersektionalität ist ein Analyseinstrument aus den Sozialwissenschaften. Es bedeutet, verschiedene Merkmale eines Menschen und verschiedene Ungleichheitsverhältnisse, die sich daraus ergeben, im Blick zu behalten. Diskriminierungsformen wie Sexismus, Trans*- und Homosexuellenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus, Ableismus, Klassismus oder Altersdiskriminierung (→ Diskriminierung) treten nicht isoliert voneinander auf, sondern verweben sich. Dabei wird davon ausgegangen, dass sie sich nicht schlicht miteinander addieren, sondern die jeweiligen Überkreuzungen zu ganz speziellen, eigenen Diskriminierungserfahrungen von Menschen führen.

Zum Beispiel:

  • Junge Frauen*/Mädchen* haben es oft schwerer, ihre Meinung durchzusetzen, als junge Männer*/Jungen*. Hier kommen Lebensalter und Geschlecht zusammen. Die Meinung von Kindern und Jugendlichen wird oft im gesellschaftlichen Diskurs der Meinung von Erwachsenen untergeordnet. Doch Mädchen* wird es tendenziell noch weniger zugestanden als Jungen*, eine Meinung oder Idee auch einmal vehement zu verfechten. Es kollidiert mit der gesellschaftlich geprägten Vorstellung, dass junge Frauen*/Mädchen* zurückhaltend auftreten sollten.
  • Queere junge Menschen mit Behinderung werden oft in einem Umfang exotisiert und ausgegrenzt, der schwerer wiegt, als die Exotisierung und Ausgrenzung von queeren Menschen ohne Behinderung oder cisgeschlechtlichen, heterosexuellen Menschen mit Behinderung. Sie finden oft weder Heimat in queeren Szenen, noch in Communitys von Menschen mit Behinderung.

Kinder machen aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit Erfahrungen mit Ausgrenzung und negativen Zuschreibungen. Es gibt Kinder, die machen diese Erfahrungen mehr, andere weniger.

Wir möchten dazu ermuntern, die Unterschiedlichkeit von Kindern, Vorurteile und auch Ausgrenzung (Vorurteile, Diskriminierung, → Geschlechtergerechtigkeit, → Empowerment) im Kita-Alltag zu reflektieren. Methoden und Materialien, die Diversität auf eine positive Weise thematisieren, können dabei unterstützen.

Das eigene Gepäck

Erzieher*innen und Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe werden im Rahmen von Bildungsplänen und Leitbildern von Einrichtungen Kriterien für ihren beruflichen Auftrag mitgegeben: Was ist im Kita-Alltag zu berücksichtigen? Welche Werte werden vermittelt? Wie gehe ich mit den Kindern um?

Darüber hinaus sind sie jedoch auch Menschen, die ihre eigene Identität nicht zuhause lassen. Sie sind selbst geprägt durch die positiven und negativen Erfahrungen, die sie im Laufe ihrer Sozialisation gemacht haben, durch eigene Ausgrenzungserfahrungen, aber auch durch persönliche Ansichten, Vorurteile, Einstellungen und Machtpositionen innerhalb der Einrichtung. Alles das haben sie mit im Gepäck. Es ist wichtig, sich das im Umgang mit Kindern und Eltern bewusst zu halten und im eigenen pädagogischen Handeln zu reflektieren. Als Einrichtung darauf zu achten, Stellen divers zu besetzen (z.B. gemischtgeschlechtliches Team, Erzieher*innen mit Migrationserfahrungen, verschiedene Altersgruppen) spielt in diesem Zusammenhang eine große Rolle. Auch das Verständigen auf einen Einrichtungskodex/ein Selbstverständnis in Hinblick auf Diskriminierung und Vielfalt, kann unterstützend sein.

Media: Erklärvideo „Intersektionalität“ (6:50 min)

Das Video erklärt anschaulich, wie sich Intersektionalität in der Berufspraxis auswirkt (hier am Beispiel Schule). Es beleuchtet dabei die unterschiedlichen Anteile von Kindern und Fachkräften.

(Quelle: Projekt „Diversity goes Digital“ (im Rahmen der Partnerschaft für Demokratie in Darmstadt): https://www.youtube.com/watch?v=UotzRIDWOkM)

Aus unserem Medienkoffer:

  • Rita Macedo/ Ben Böttger (2013): Unsa Haus
  • Das Familienspiel (Serap Azun in Kooperation mit dem Projekt Kinderwelten INA gGmbH an der FU Berlin)