Wie hängt Bodyshaming mit gesellschaftlichen Schönheitsidealen zusammen? Wie können wir Kinder stärken?

Körper & Schönheitsideale

Unter dem Begriff Bodyshaming (engl. to shame = jmd. beleidigen, beschämen) werden unterschiedliche Formen der Ablehnung, → Diskriminierung und Demütigung von Menschen mit einem Erscheinungsbild zusammengefasst, das nicht in das gesellschaftlich vermittelte Schönheitsideal passt. Bodyshaming bedeutet, den Wert eines Menschen über seinen Körper zu messen – wie schlank, jung oder athletisch er zum Beispiel ist. Als erstrebenswertes Schönheitsideal unserer westeuropäischen Gesellschaft gelten vor allem die Attribute jung, schlank, (mittel)groß, (eindeutig) männlich/maskulin oder (eindeutig) weiblich/feminin, nicht-behindert. Besonders betroffen von Bodyshaming sind damit:

Schönheitsideale werden wiederum durch Darstellungen von Körpern in Medien, insbesondere durch Werbung und Social Media sowie Kinder- und Lehrbücher, verstärkt. Dicke, alte, be_hinderte, nicht-geschlechterkonforme Körper werden dort kaum repräsentiert.

Beschämen & Mobben 

Bodyshaming äußert sich im negativen Kommentieren, Lächerlich-Machen und Beleidigen. Männer*/Jungen* sind von Bodyshaming ebenso betroffen wie Frauen*/Mädchen*. Das kann schon bei Kurzsichtigkeit, die das Tragen einer Brille im Kindesalter bedeutet, anfangen und hört bei Höhergewichtigkeit längst nicht auf.

Kindern und Jugendlichen wird nahegelegt, dass sie einen Makel tragen, den sie loswerden müssen, um dazu zu gehören. Und aufgrund ihrer einen, äußerlichen Eigenschaft, die sie mitbringen (z.B. Gewicht), werden ihnen weitere Eigenschaften oft automatisch zugeschrieben (→ Stereotype & Vorurteile). Dabei kann es passieren, dass Kinder Reaktionen auf das ablehnende Verhalten von Erwachsenen und Gleichaltrigen zeigen, die dann auch der Eigenschaft des Körpers zugeschrieben werden. Zum Beispiel: Über ein dickes Kind wird angenommen, es sei unsportlich. Das lässt man das Kind spüren und es wird sich bei Bewegungsspielen oder Sport weniger zutrauen und weniger ausprobieren. Dadurch lernt es weniger schnell als die Gleichaltrigen und der Eindruck, es sei unsportlich, verfestigt sich. Es wird von anderen Kindern ausgelacht oder von Erzieher*innen/Lehrer*innen/Eltern ermahnt. Es reagiert traurig und unglücklich. Man folgert: „Das Kind ist unglücklich, weil es dick ist.“

Alle Körper empowern

Der Selbstwert von Kindern und Jugendlichen ist durch Bodyshaming extrem angreifbar. Eine vorurteilsbewusste Pädagogik kann eine Perspektive einnehmen, die die Vielfalt an Körpern und Fähigkeiten begrüßt, um Kinder und Jugendliche zu stärken. (Empowerment). Dieser positive Bezug auf Körper wird in den Medien mittlerweile unter dem englischen Schlagwort bodypositive/Bodypositivity diskutiert. Dabei hilft es zum Beispiel:

  • einen freudvollen Bezug zu Bewegung für alle Körper zu ermöglichen,
  • einen gesunden, ungezwungenen Umgang mit Essen zu fördern,
  • Vielfältigkeit von Körpern wertzuschätzen, negatives Kommentieren von Körpern sowie Vergleiche zu unterlassen und zu unterbinden,
  • beim Einsatz von Medien, Büchern, Filmen, Serien auf das dort präsentierte Körperbild zu achten und es gemeinsam mit den Kindern zu reflektieren,  sowie Stärken und Begabungen in den Fokus zu rücken.

Media: Spielfilm „Little Miss Sunshine“

Die pummelige, siebenjährige Olive möchte an der Wahl zur „Little Miss Sunshine“ teilnehmen. Olives gesamte Familie setzt sich in ihren VW-Käfer, um sie dorthin zu begleiten. Das Roadmovie hinterfragt das Phänomen der Schönheitswettbewerbe, Schönheitsideale und das gesellschaftlich geförderte „Gewinnen-Wollen“, das schon den Kleinsten abverlangt wird.

(Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=1FDvrRmKF24)

Media: Mal-, Kritzel- und Mitmachbuch »Ich kann sein, wer ich will«

Das Buch widmet sich den Themen Themen Geschlecht, Körper und Liebe und lädt auf über 70 Seiten zum Kritzeln, Malen, Nachdenken und Basteln ein.

Tipp: Wir haben das Buch auch in unserem Medienkoffer für Horte und Grundschulen!

(Quelle: https://wesensart-papeterie.de/produkt/mal-kritzel-mitmachbuch)

Aus unserem Medienkoffer:

  • Spielfilm „Little Miss Sunshine“
  • Christine Nöstlinger (2008): Am Montag ist alles anders

[1] Wir benutzen die Schreibung „Be_hinderung“, um auf die soziale Konstruktion von Behinderung aufmerksam zu machen: Menschen werden letztlich erst durch die Gesellschaft be_hindert – durch räumliche und sprachliche Barrieren, Mangel an Teilhabemöglichkeiten, fehlendes Verständnis für unterschiedliche körperliche und psychische Voraussetzungen von Menschen.