Trans*, Transgeschlechtlichkeit, Transidentität, Transsexualität – wofür stehen diese Begriffe? „Wir haben ein trans* Kind in unserer Einrichtung!“ – Und nun?

Keine Scheu vor Begriffen!

Trans* zu sein, bedeutet, nicht mit dem Geschlecht überein zu sein, welches mir bei der Geburt zugewiesen wurde. In den letzten Jahren hat das Thema mehr Aufmerksamkeit in Medien, Wissenschaft und Sozialer Arbeit bekommen – nicht zuletzt auch dank prominenter trans* Personen, wie z. B. dem Schauspieler Elliot Page, den Models Andreja Pejic und Pari Roehi, dem Sportler Balian Buschbaum oder der Schauspielerin Laverne Cox.

Mittlerweile gibt es eine große Bandbreite von Begriffen – dies mag auch daran liegen, dass trans* Personen sich untereinander stark darin unterscheiden können, welche Wege sie für sich wählen. So gibt es Menschen, die nach ihrer Transition[1] genau als Mann* oder Frau* leben und auch so adressiert werden möchten. Andere leben zwischen diesen Geschlechterpolen oder jenseits von Geschlecht oder ohne Geschlecht. Manche trans* Menschen wählen für sich Hormone und Operationen im Rahmen ihrer Transition. Andere wählen ausschließlich einen Vornamenswechsel und wünschen sich von ihrem Umfeld, diesen Vornamen zu respektieren.

Transsexualität

… ist der älteste Begriff in dieser Reihe. Der Begriff stammt aus der medizinischen Diagnostik und ist eng damit verbunden, dass Trans* lange Zeit als therapierbedürftige, psychische Krankheit angesehen war. Daher wird er von vielen trans* Menschen abgelehnt. Auch kann durch den Wortteil „-sexualität“ der Irrtum entstehen, dass es sich um eine sexuelle Orientierung handle.

Transidentität

… trägt genau der Tatsache Rechnung, dass es sich nicht um eine sexuelle Orientierung handelt. Stattdessen bezieht sich der Begriff auf die Identität eines Menschen und meint die innerliche Gewissheit, auf eine bestimmte Weise auf der Welt zu sein.

Transgeschlechtlichkeit

… fasst den Begriff noch etwas weiter. Er versucht, neben Identität auch die soziale Rolle von Geschlecht (→ Geschlecht & Geschlechtervielfalt) in den Blick zu rücken. Ähnlich verhält es sich mit dem englischsprachigen Begriff Transgender.

Trans*

… ist der Begriff, den wir – neben Transgeschlechtlichkeit – bevorzugt benutzen. Der Begriff Trans* berücksichtigt die rege Diskussion der verschiedenen Begriffe in der LSBTIQ*-Community: Das Sternchen öffnet das Wort für alle Begriffe, die trans* Menschen selbst hier für sich einsetzen würden. Dadurch soll auch vermieden werden, dass cis-Menschen (Menschen, die selbst nicht trans* sind)[2] Zuschreibungen über trans* Menschen in den Begriffen, die sie auf sie anwenden, transportieren.

Trans* Kinder

Es würde hier den Rahmen sprengen, auf die komplexe (rechtliche, psychosoziale, medizinische) Situation von trans* Menschen in Deutschland einzugehen. Wenn Sie sich hierzu tiefer informieren möchten, sind Sie z. B. auf den Seiten des Bundesverbandes Trans gut aufgehoben.

Wir möchten an dieser Stelle jedoch noch einen kurzen Blick auf die Situation von trans* Kindern werfen.
Trans* Kinder können ihr Trans*-Sein schon sehr früh äußern, mitunter mit 3, 4 Jahren. Trans* Kinder erfahren häufig Mobbing und Ausgrenzung (Diskriminierung) durch andere Kinder, aber auch durch Eltern oder Fachkräfte. Auch die Art und Weise, wie der Alltag in Kitas oder Grundschulen gestaltet ist, kann für sie problematisch sein: So wird es immer an den Stellen schwierig, wo Geschlechter getrennt werden oder Angebote gemacht werden, die sich Zuschreibungen für Mädchen* auf der einen und Jungen* auf der anderen Seite bedienen, ohne dabei offen zu sein, dass Mädchen* das Angebot für Jungen* und umgekehrt wählen können. Beispiele dafür sind:

  • Ein trans* Mädchen (also ein Mädchen*, das bei der Geburt dem männlichen Geschlecht zugewiesen wurde), das „Mädchenspielzeug“ für sich wählt, wird lächerlich gemacht, „schließlich ist es doch ein Junge“. Ausschlüsse durch andere Kinder werden nicht unterbunden oder sogar gerechtfertigt.
  • Ein trans* Junge (also ein Junge*, der bei der Geburt dem weiblichen Geschlecht zugewiesen wurde) wird dazu gezwungen, ein Kleid zum Fototermin in der Kita zu tragen, schließlich „machen das die anderen Mädchen auch“.
  • Trans* Kinder werden kontinuierlich mit ihren alten Vornamen angesprochen.
  • Umkleidekabinen sind nach Jungen* und Mädchen* getrennt. Trans* Kinder werden dazu gezwungen, die Kabine zu benutzen, die dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, aber nicht ihrer Geschlechtsidentität entspricht.

Viele Fachkräfte reagieren mit Unsicherheit und Sorgen darauf, wenn sie ein trans* Kind in der Einrichtung haben. Mittlerweile gibt es einige Tipps und Handlungsempfehlungen, die darin unterstützen, für einen entspannten, unaufgeregten und akzeptierenden Umgang mit dem Thema zu sorgen.

Media: WDR Doku: Ich bin Sophia! Leben als Transgender-Kind (29:05 min)

Die Dokumentation begleitet das trans* Mädchen Sophia über den Zeitraum von ca. 3 Jahren, zeigt, wie sie für sich entdeckte, Sophia zu sein, und wie die Eltern und das soziale Umfeld damit umgegangen sind. Auch auf die Themen Mobbing und körperliche Veränderungen in der Pubertät wird eingegangen.

(Quelle: https://www.youtube.com/embed/4rFSotQ-RSo)

Media: Doku: Mädchenseele (Regie: Anne Scheschonk) (36:40 min)

Wie fühlen sich Kinder, deren gelebte Geschlechtsidentität nicht die ist, die ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde? Welche Herausforderungen ergeben sich in der Familie und Schule? Der Dokumentarfilm „Mädchenseele“ porträtiert das Leben des 7-jährigen Trans*mädchens Nori und ihrer Mutter Josephin.

Der komplette Film kann auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung kostenfrei angesehen werden.

Lesetipp:

  • Kompetenzzentrum geschlechtergerechte Kinder- und Jugendhilfe Sachsen-Anhalt e.V. (2020): Trans*-Kompetenz – Geschlechtervielfaltssensibler Umgang mit dem Thema Trans* in der Kita (Hier zu finden)
  • Kerstin Schumann/Judith Linde-Kleiner (Herausgeber*innen) (2015): unsicher.klar.selbstbestimmt: Wege von Trans*Kindern, *Jugendlichen und jungen *Erwachsenen in Sachsen-Anhalt

Aus unserem Medienkoffer:

  • Rabea-Jasmin Usling/Linette Weiß (2017): Prinzess_in
  • Jessica Walton/Dougal Macpherson (2016): Teddy Tilly
  • Alex Gino (2016): George

[1]Transition: Eine trans* Person nimmt körperliche, soziale und/oder juristische Änderungen vor, um dem eigenen Geschlecht Ausdruck zu verleihen und um im eigenen Geschlecht anerkannt zu werden. Eine Transition kann z. B. die Änderung des Vornamens, Operationen und/oder Hormoneinnahmen und das Auftreten im jeweiligen Geschlecht im sozialen Umfeld bedeuten.

[2]Werfen Sie einen Blick in unser Glossar für weitere Informationen zum Thema „cis“.